“Ein Spaziergang an der frischen Luft vertreibt Kummer und Sorgen”, diesen Spruch kennst du vielleicht auch. Im Gehen steckt wahrlich eine heilende Kraft, denn Gehen ist viel mehr als nur eine Fortbewegung von A nach B. Mit jedem Schritt, den wir tun, wird nicht nur unsere Muskulatur stimuliert und trainiert, sondern auch unser Geist belebt. Gehen ist ein komplexes Zusammenspiel von Gehirn, Körper und Umwelt. 

Das Sitzen unterbrechen – Aufstehen, Gehen und Schauen

Heute verbringen wir einen Großteil unseres Tages sitzend. Wenn wir arbeiten, dann sitzen die meisten von uns vor Computern. Das bedeutet nicht nur stundenlanges Sitzen, sondern auch eine Einschränkung unserer Sicht(weise). Denn unsere Augen richten sich sehr häufig auf einen Bildschirm, der nur zirka einen halben Meter von uns entfernt steht. 

Langes Sitzen ist auch eine ziemliche körperliche Belastung, da beim Sitzen unser Gewicht auf unserem unteren Rücken, insbesondere auf dem Steißbein, lastet. Und weil wir auch nicht gelernt haben “richtig” zu sitzen, leiden viele Menschen heutzutage unter chronischen Schmerzen im unteren Rücken. 

Doch wenn wir aufstehen, dann kommt plötzlich neues Leben in unseren Körper und unseren Geist. Die Hirnfrequenzen werden angeregt, wir werden wacher und aktiver. Das lässt sich auch wissenschaftlich belegen. Shane O’Mara schreibt in seinem Buch Das Glück des Gehens:

Beim sog. Stroop-Test wird die Fähigkeit, die selektive Aufmerksamkeit und das Denken zu steuern, gemessen. Dabei werden die Testpersonen aufgefordert, unter erschwerten Bedingungen Farben und Wörter zu identifizieren. Vor einigen Jahren konnte man zusätzlich nachweisen, dass bloßes Aufstehen sich positiv auf die Stroop-Leistung auswirkt. Denn durch das Stehen werden kognitive und neuronale Ressourcen mobilisiert, die beim Sitzen ungenutzt bleiben. 

Gehen verlangsamt das Altern

Regelmäßiges Gehen verlangsamt auch den Alterungsprozess des Gehirns. Und nicht nur das, es kann diesen Prozess sogar umkehren, weil regelmäßiges Gehen plastische Veränderungen in der Gehirnstruktur bewirkt und sie so stärkt, wie z.B. Muskeln.

Sie werden nicht alt, bis Sie aufhören zu gehen, und Sie hören nicht einfach auf zu gehen, weil Sie alt werden. (Shane O’Mara in: Das Glück des Gehens)

Wenn wir uns angewöhnen, regelmäßig, rhythmisch und rasch zu gehen, dann verbessern wir nicht nur unsere Kreativität, sondern gewinnen auch eine gute Stimmung und erhöhen unsere Denkleistung. Gehen ist wie ein Wundermittel – eine äußerst heilkräftige Medizin ganz ohne Nebenwirkungen.

Gehend die Welt erkunden

Ich liebe das Gehen, ganz egal, ob im Wald, am Strand oder in der Stadt. Ich entdecke neue Stadtteile am liebsten allein und gehend. Gehen ist für mich Entdecken-mit-allen-Sinnen. Ich rieche die gekochten Speisen aus den Gasthäusern und Küchenfenstern, ich höre laute, leise, tiefe und hohe Stimmen, Gehupe und Hundegebell, ich spüre den Wind auf der Haut und den Nieselregen im Gesicht, ich sehe Häuserfronten, Gärten und ferne Hügel und schroffe Bergspitzen. So bin ich mitten im Geschehen und erfahre ganz direkt die Atmosphäre des Raumes.

Ich habe schon oft meinen Wohnort gewechselt. Bevor ich mich für eine Wohnung entscheide, gehe ich immer durch die Gassen und Straßen, die Wiesen und die Auen. Ich schaue den Menschen, die mir begegnen, ins Gesicht, höre ihre Stimmen und spüre die Schwingung des Viertels. All das mache ich im Gehen. Das, was ich dabei erlebe und empfinde, hat einen wesentlichen Anteil an meiner Entscheidungsfindung.

Sitzen ist das neue Rauchen

Einige Forscher bezeichnen Sitzen sogar als das neue Rauchen, weil langes Sitzen in vielerlei Hinsicht ungesund ist und vor allem auch den Muskelabbau beschleunigt. Dies ist vor allem für Menschen ab der Lebensmitte von großer Bedeutung. Bewegungsmangel kann auch negative Persönlichkeitsveränderungen hervorrufen: geringere körperliche Aktivität kann einen Rückgang an Offenheit, Resilienz und Gewissenhaftigkeit bewirken. (Shane O’Mara. Das Glück des Gehens.)  

Regelmäßige Bewegung – Gehen, Laufen, Schwimmen usw. – erhöht die Blutzirkulation im Gehirn und bewirkt, dass neue Gehirnzellen in Regionen, die für Lernen und Gedächtnis von großer Bedeutung sind, gebildet werden. 

Gehen und einfaches Wandern haben im Vergleich zum Laufen auch ein geringeres Verletzungsrisiko und können meist ohne große Vorbereitung und spezielle Kleidung durchgeführt werden. 

Gehen in Gemeinschaft

Während das Allein-Gehen seine eigenen Vorzüge hat, bringt das Gehen in Gemeinschaft – sei es mit einem geliebten Menschen, einem Freund, einer Freundin oder in einer Gruppe – eine zusätzliche Dimension des Glücks und der Freude. Das gemeinsame Gehen fördert Gespräche, stärkt unsere sozialen Beziehungen und schafft unvergessliche Erinnerungen. 

Gehen wir in der Natur, so können wir uns gemeinsam am Duft von frisch geschnittenem Gras, am Rauschen der Blätter in den Bäumen und am Geträller der Vögel erfreuen. Wir vergessen unsere Sorgen und erleben die Verbindung mit unseren Liebsten und mit der Natur. Das erdet uns und stärkt Körper und Geist.

Wie oft, wie lange und wie schnell sollen wir gehen?

Um die maximalen gesundheitlichen Vorteile aus dem Gehen zu ziehen, empfiehlt Shane O’Hara, dass wir an vier oder fünf Tagen pro Woche mindestens 30 Minuten gehen. Dabei sollten wir eine Geschwindigkeit von mindestens 5 – 6 km/h beibehalten.

Meine Waldgänge dauern meist 1-2 Stunden. Ich gehe zügig und komme vor allem beim Bergaufgehen ins Schwitzen. Durch das Gehen kann ich meine Gedanken ordnen, mein Kopf wird klar und frei für neue Ideen. Ich nutze meine Waldgänge auch, um Gedichte und bestimmte Verse auswendig zu lernen. Da ich dabei meist alleine unterwegs bin und kaum jemandem begegne, kann ich auch meine Stimme einsetzen. Das Hören meiner eigenen Stimme unterstützt zusätzlich meine Merkfähigkeit.

Manchmal verwende  ich meine Nordic Walking Sticks. Dann achte ich besonders auf die Bewegungen meiner Arme und Schultern, um den Oberkörper zu stärken.

Auch schnelle Gehmeditation ist eine wunderbare Bewegungsübung. Dabei kannst du deine Wahrnehmung schärfen und deine Sinneskraft verbessern.

Also, worauf warten wir? Lass’ uns aufstehen und losgehen! Ich klappe jetzt meinen Laptop zu und starte meinen nachmittäglichen Waldgang. Die Sonne lacht vom Himmel und kitzelt meine Nasenspitze 🌞

Happy Walking – viel Freude beim Gehen 😊

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