In einer Zeit des Überflusses und Komforts erleben viele von uns eine stille Krise. Unsere modernen Annehmlichkeiten, so wunderbar sie auch sind, haben uns in eine Bequemlichkeitsfalle gelockt. Doch ist dieses behagliche Leben wirklich das, was wir begehren? Stellt die Komfortzone ein erfülltes Leben sicher? 

Echtes, sinnerfülltes Leben findet oft außerhalb unserer Komfortzone statt. Wenn wir mutig sind und uns unseren Herausforderungen stellen, können wir wachsen und die in uns schlummernden Fähigkeiten zum Leuchten bringen. Meditieren ist einer dieser Wege, bei dem wir unser volles Potenzial erkennen und entfalten lernen. 

Maximaler Komfort

Wir leben in einer Zeit des maximalen Komforts – von der sofortigen Verfügbarkeit von Nahrung, Verkehrsmitteln und Kleidung über temperaturgeregelte Wohnungen und Soforthilfe bei Krankheit und Verletzung bis hin zur digitalen Dauer-Vernetzung und Echtzeitübertragungen von Weltereignissen aller Art.

Das ist natürlich großartig – ein wahres Wunder der menschlichen Schaffenskraft. Es bietet uns große Freiräume mit ungeahnten Entfaltungsmöglichkeiten. Doch bringt uns all diese Bequemlichkeit auch im Leben weiter? Nutzen wir dieses Potential für unser Wohlsein, für ein gesundes, glückliches und sinnerfülltes Leben?

Die Statistik sagt Nein. Denn großteils lassen wir diese Chancen und Freiräume ungenutzt. Komfort verleitet zu Bequemlichkeit. Chronische Krankheiten, Übergewicht, Diabetes, Depression usw. nehmen fast schon epidemiologische Ausmaße an und die Zahl der Suizide steigt jährlich. 

Eine bekannte österreichische Versicherungsgesellschaft hat zur Zeit eine Werbung laufen, wo eine junge Frau mit langweiliger Stimme folgendes sagt: “Keine Ahnung, was ich will; was gibt’s denn alles?” Ein typisches Kind der Komfortzone: Ich habe keinen Plan. Entscheide DU, was für mich gut ist. Hauptsache, ich muss mich nicht anstrengen. 

Stagnation

Einer der Nachteile dieser umfassenden Bequemlichkeit ist Stagnation. Denn ständiger Komfort regt uns nicht an zu wachsen und uns weiterzuentwickeln. Dabei hatten wir noch nie so viel Freizeit und Annehmlichkeiten wie in der heutigen Zeit.

Häufig bleiben wir beim Gewohnten und ruhen uns aus in der Bequemlichkeit. Körper und Geist werden schwach und faul. Oft schlägt sich das auf unseren Gesundheits- und Gemütszustand nieder. Wir können uns nicht “aufraffen” und schlafen schlecht. Wir denken unser Leben, statt es einfach mal zu probieren. Das vergrößert unsere Angst. Wir werden depressiv, antriebslos und missmutig. Und am Ende sehen wir uns als Opfer der Umstände statt als Kapitäne, Abenteurer und ForscherInnen unseres Lebens.

Die bewusste Entscheidung, sich unwohl zu fühlen, kann jedoch zu persönlichen Durchbrüchen und Höhenflügen führen. Ob man nun kalt duscht, ein hartes Training durchsteht und ganz besonders, wenn man etwas völlig Neues ausprobiert. Unbehagen ist oft ein Katalysator für persönliches Wachstum. Die Annahme von Herausforderungen führt zu verbesserten Fähigkeiten und zu mehr Selbstvertrauen. Die Suche nach Herausforderungen stärkt die Widerstandsfähigkeit und erhöht die mentale Stärke.

Meditieren – simple but not easy

Meditieren kann dieser Katalysator sein. Denn Meditation und die Übung der Achtsamkeit katapultieren uns raus aus der Komfortzone. Viele Menschen glauben, meditieren bedeutet einfach nur gemütlich zu sitzen oder bequem zu liegen und sanftmütig zu lächeln. Oder sich entspannen, treiben lassen und zu allem freundlich JA sagen. Manche sagen auch: Das wirkliche Leben spielt sich woanders ab. 😂 😂 😂

Dabei ist echte Meditation oftmals hartes Geistestraining, das ziemlich anstrengend sein kann. Meditation trainiert den Geist, macht ihn klarer, stabiler und fokussierter. Du sagst bye, bye zu unliebsamen Neigungen und etablierst neue Gewohnheiten.

Was bewirkt Meditation? Wir entwickeln enorme mentale Kraft. Unser Geist wird stark und stabil wie ein Berg und gleichzeitig klar und scharf wie gebündeltes Licht. So bringen wir mit Leichtigkeit das zu Ende, was wir uns vorgenommen haben – ein komplexes Projekt, ein anstrengendes Training, ein schwieriges Gespräch. Wir kümmern uns nicht vorrangig darum, was andere über uns denken, sondern leben vielmehr nach unseren eigenen, wohlüberlegten Prinzipien.

Meditation macht uns stark und mutig. Wir scheuen uns nicht mehr, verborgene Empfindungen und Gedanken an die Oberfläche kommen zu lassen. In diesem Prozess müssen wir oft unangenehme Gefühle, Gedanken und Erinnerungen loslassen, um Klarheit und einen echten inneren Frieden zu finden. Innere Ruhe und Entspannung sind nur die Nebenwirkungen dieser Reise. 

Lieber Elektroschocks als mit sich allein sein

Du hast sicher von dem Experiment gehört, wo Menschen ca. 15 Minuten lang in einem schmucklosen Raum mit sich alleine waren. Ihre Aufgabe war es, Zeit mit sich alleine zu verbringen. Der Raum war ziemlich neutral gestaltet. Die einzige Ablenkung, die ihnen zur Verfügung stand, war ein Elektroschocker, mit dem sie sich selbst Schmerzen zufügen konnten.

Das Ergebnis dieses Experiments war schockierend: Für viele Menschen war es leidvoller, mit sich allein zu sein und sich z.B. auf etwas zu konzentrieren, als körperliche Schmerzen zu ertragen. Viele Versuchsteilnehmer setzten sich lieber Elektroschocks aus, als mit sich alleine zu sein.

Etwa ein Viertel der Frauen und sogar zwei Drittel (66%!!!) der Männer drückten innerhalb von 15 Minuten mindestens einmal den Knopf, um den Stromstoß zu erhalten. Manche von ihnen sogar viele Male. Ist das nicht irre? 

Dabei testeten alle TeilnehmerInnen VOR dem Experiment den Elektroschocker und sagten einhellig, dass sie lieber 5 Dollar zahlen würden, als diese Schmerzerfahrung noch einmal zu erleben. 

Bequemlichkeit verhindert Widerstandsfähigkeit

Dieses Experiment zeigt auf, wie tief der Wunsch sitzt, den eigenen Gefühlen und Ängsten auszuweichen und sich abzulenken. Der starke Widerstand gegen das Eintauchen in die eigene innere Welt ist ein Merkmal der Selbstentfremdung. 

Michael Easter beschreibt dies prägnant in seinem spannenden Buch „The Comfort Crisis“, indem er darauf hinweist, dass unser Bedürfnis nach ständigem Komfort unsere Fähigkeit, Widerstandskraft aufzubauen, stark behindert. In seinem Buch teilt er persönliche Erlebnisse, in denen er gezwungen war, extreme Umstände zu ertragen – von Überlebenstrainings in der Arktis bis zu rituellen Kämpfen in abgelegenen Dörfern. Durch diese Erfahrungen kam er zu der Überzeugung, dass Unbehagen und Herausforderungen tatsächlich essentielle für unsere geistige und körperliche Entwicklung sind.

Sprung aus der Komfortzone

Hier zwei einfache Übungen, die ein erster Schritt zum Sprung aus deiner Komfortzone sein können:

Kalt duschen: Beginne morgens mit einer normal temperierten Dusche und wechsle dann in den letzten 3-5 Minuten zu kaltem Wasser. Diese fördert die Durchblutung, stärkt das Immunsystem und den Vagusnerv. Es lehrt dich auch, Unbehagen anzunehmen. Am Ende fühlst du dich stark und unbesiegbar 😉 

Digitales Fasten: Schalte dein Handy und alle anderen elektronischen Geräte für einen ganzen Tag in der Woche aus. Meditiere an diesem Tag 3 x 24 Minuten, geh‘ in die Natur und nimm‘ deine Umgebung bewusst wahr. Erlaube dir dabei, dich mit deinen Gefühlen zu verbinden.

Viel Freude beim mutigen Sprung aus der Bequemlichkeitsfalle 💪

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