Ich war überglücklich. Am Dienstag konnte ich nach einer Muskelverletzung im November letzten Jahres erstmals wieder 10 Kilometer laufen – langsam, aber schmerzfrei. Ein Grund zum Feiern, dachte ich. Die Sonne wärmte mein Gesicht, die Mur (= Fluss) glitzerte. Doch während ich lief, ereignete sich auf der anderen Seite der Stadt ein Albtraum: Amoklauf an einem Grazer Gymnasium. Tote und Verletzte. Der Täter richtet sich selbst.

Ich musste diese Meldung zweimal lesen, um zu begreifen.

Graz, meine Wahlheimat, ist noch immer erschüttert. Ich habe hier studiert, meine Tochter ging in Graz zur Schule. Nach fast 25 Jahren lebe ich seit kurzem wieder in dieser Stadt. 

Gewalt trifft uns wie ein Blitz – unvorhersehbar, brutal. Wir wissen, dass Gewalt existiert, doch wir glauben, verschont zu bleiben. 

Es ist wie beim Tod: Irgendwie wissen wir, dass wir alle sterben werden. Doch ganz tief im Inneren haben wir das nicht realisiert. Die Realität? Unser Leben kann jederzeit enden – durch Unfall, Krankheit oder eben durch ein Attentat.

Wir wissen nicht, wann unser Lebenslicht erlischt.

Das Leid der Opfer, der Angehörigen und Freunde ist unermesslich. Worte können diesen Schmerz nicht fassen. Mein Mitgefühl gilt den Betroffenen. Heilung braucht Zeit, Gemeinschaft und Stille. 

Doch nach diesem Amoklauf brennt eine Frage: Wie schützen wir uns innerlich und äußerlich vor solcher Gewalt?

Wie verhindern wir, selbst Täter zu werden? Wie können wir das Risiko verringern, Opfer solcher Gewalttaten zu werden?

Die Wurzeln der Gewalt – Emotionen, die uns steuern

Die Samen der Gewalt schlummern in uns allen. Kränkung, Wut, Scham, Eifersucht – diese Gefühle kennen wir alle. Lassen wir sie unkontrolliert wachsen, dann entstehen Feindbilder: “Die andern sind schuld.”

Nähren wir diese inneren Bilder lange genug, werden sie zur Gewohnheit und können zu destruktiven Handlungen führen.

Im Extremfall entsteht eine Bombe im Geist – der zukünftige Täter beginnt, das Verbrechen – den Amoklauf, den Bombenanschlag – minutiös zu planen. Gewalt beginnt im Kopf.

Die Lösung? Wir müssen unsere Emotionen meistern, bevor sie uns beherrschen. Hier setzt buddhistisches Geistestraining an.

Geistestraining – die Macht der Geduld

Shantideva, ein buddhistischer Meister aus dem 8. Jahrhunderts, lehrt in seinem Werk Bodhicaryavatara, wie Achtsamkeit und Geduld negative Emotionen transformieren.

Geduld ist keine Schwäche oder passives Ertragen. Geduld ist aktive Stärke, echte Resilienz. Sie hält uns ruhig, wenn Chaos droht und lässt uns kluge Lösungen finden.

„Warum ärgern über etwas, das du nicht ändern kannst? Und wenn du es ändern kannst, warum ärgerst du dich dann? fragt Shantideva. (Kap. 6, Vers 10, frei übersetzt von mir).

Durch die Praxis der Geduld lernen wir, Unveränderliches zu ertragen. Shantideva empfiehlt, mit kleinen Widrigkeiten anzufangen. 

Den Geist schützen – Meditation als Rüstung

Shantideva sagt:

„Bösartige Menschen sind unendlich wie der Raum, sie können unmöglich alle überwunden werden. Wenn jedoch der Geisteszustand des Zorns besiegt ist, ist es, als hätte man alle Feinde besiegt. 

Wo gäbe es genug Leder, um die gesamte Welt zu bedecken? Mit dem Leder meiner Sandalen allein ist es, als wäre die ganze Erde bedeckt.  (mein Lieblingsvers 😉

Ebenso kann ich äußere Phänomene nicht beherrschen, aber ich werde meinen eigenen Geist beherrschen. (…)” (Shantideva, Bodhicaryavatara, Kap. 5, Verse 12-14. Aus dem Englischen >>>Quelle>>> übersetzt von grok.com.)

Shamatha-Meditation ist der Anfang. Sie stabilisiert den Geist, macht ihn klar und fokussiert. Shamatha ist eine Art Vorbereitung auf die analytische Meditation, das eigentliche Geistestraining.

Sanfte, geführte Meditationen helfen hier nicht. Diese bleiben nur an der Oberfläche. Sie entspannen Körper und Geist, doch das geht nicht weit bzw. tief genug. Echte Transformation verlangt Mut, Ausdauer und Ehrlichkeit. 

Wer sich selbst kennt, wer innerlich stabil ist, wird nicht von Emotionen gesteuert. Die Belohnung der Praxis: innere Ruhe, mentale Stärke, Klarheit – der beste Schutz gegen innere und äußere Stürme.

Das geht nicht von heute auf morgen, es ist ein langfristiges Training, aber mit Sicherheit eines, das wirkt. Und zwar nachhaltig. Im Innen und im Außen.

Im Ernstfall handeln – Run.Hide.Fight.

Wie schützen wir uns, wenn wir potenzielle Opfer sind? Im Zuge meiner Recherchen bin ich auf Alexander T. Schneiders Buch Run.Hide.Fight. Überlebensstrategien bei Amokläufen und Terroranschlägen.” gestoßen. Empfehlenswert!

Schneider ist vom Fach, das Buch bietet klare Strategien:

RUN (Fliehen)

Wenn es sicher ist, verlasse den Gefahrenort so schnell wie möglich. Kenne Fluchtwege und bleibe ruhig, um Panik zu vermeiden. In öffentlichen Gebäuden, Schulen, bei Veranstaltungen und Konzerten, prüfe gleich zu Beginn bewusst: Wo sind die Ausgänge? Wie komme ich im Notfall schnell raus?

HIDE (Verstecken)

Wenn Flucht nicht möglich ist, suche ein sicheres Versteck. Verbarrikadiere Türen, schalte dein Handy stumm(!) und bleibe unauffällig. Verstecke dich hinter massiven Materialien, z.B. Betonmauern.

FIGHT (Kämpfen)

Als letzter Ausweg, wenn keine andere Option bleibt, sei bereit, dich zu verteidigen. Nutze alles, was du findest als improvisierte Waffen. Handle entschlossen und ohne Rücksicht auf den Täter. 

Schneider betont, dass Vorbereitung und Situationsbewusstsein entscheidend sind. Wer die Umgebung kennt und mögliche Gefahren früh sieht, hat bessere Chancen, sicher zu entkommen.

Um bei Gefahr richtig zu handeln brauchen wir neben der Vorbereitung vor allem einen stabilen Geist. Denn ohne klaren Geist geraten wir in Panik. Mentale Stärke ist auch hier entscheidend.

Fazit: Sei vorbereitet!

Ob es darum geht, destruktive Emotionen in uns selbst zu bändigen oder in einer Gefahrensituation besonnen zu handeln – ein stabiler, ruhiger Geist ist der Schlüssel. 

Fange an. Starte mit Meditation. Lerne deine Emotionen kennen. Kenne deine Umgebung. Dein Geist ist die Quelle deines Glücks, aber auch deine stärkste Waffe.

Meditation und Geistestraining sind kein Luxus, sondern Notwendigkeit in einer unvorhersehbaren Welt. Eine Welt, wo Gewalt immer öfter Teil des Alltags wird und wo Politiker immer weniger tun, was ihre eigentliche Aufgabe ist.

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Willst du Achtsamkeit, Fokus und Klarheit schulen? Das geht am besten mit Hilfe der Shamatha-Meditation.

Oder hast du bereits Meditationserfahrung und willst deine Meditation vertiefen? 

Dann lass‘ uns reden, ich unterstütze dich gerne. 😊

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