Vor vier Tagen hab’ ich mich mit einem spitzen und scharfen Messer in den Finger geschnitten. Plötzlich sah ich rot – autsch! Ich habe Anheizholz für den Ofen bearbeitet und weiß natürlich, dass ein Messer nicht das richtige Werkzeug ist. Aber ich habe mittlerweile eine super Technik entwickelt, die bis jetzt gut funktioniert hat. Bis jetzt.

Diesmal war ich unvorsichtig.

Ich rutschte aus und schon rann das Blut aus einer tiefen und (für mich) ziemlich großen Wunde raus. Dann hob ich den Hautdeckel und blickte in die offene Wunde. Dabei spürte ich eine Bewegung in meinem Magen und mein Blick wollte sich abwenden. Doch ich musste ja die Holzspäne aus der Wunde entfernen! 

Eine diffuse Angst, die sich wegdrehen wollte, krabbelte hoch. Nur nicht hinsehen! Doch ich blieb standhaft und schaute in mein blutendes, nacktes Fleisch. Dann verarztete ich die Wunde und war guter Dinge, dass alles schnell heilen würde. Und heute genügt schon ein Pflaster. In einigen Tagen wird nur noch eine Narbe zu sehen sein.

Was hat das alles mit Meditation und Achtsamkeit zu tun? 

Meditieren stärkt unseren Geist. Mentale Stärke bedeutet, eine innere Kraft zur Verfügung zu haben, die stark ist und hinschauen kann. Auch wenn es unangenehm ist und vielleicht schmerzt. Mit einem starken Geist können wir Schwierigkeiten, die uns im Leben immer wieder begegnen, als das sehen, was sie sind: Herausforderungen, denen wir uns mit klarem und stabilem Geist stellen. Ein klarer Geist weiß: Schwierigkeiten sind Teil des Lebens. 

Wir werden Unangenehmes nicht wegreden oder wegdenken und ignorieren. Aber auch nicht anderen die Schuld dafür geben. Wir schauen hin, auch wenn’s nicht angenehm ist. Ein Bewusstsein, das stark und gefasst ist, kann Schwierigkeiten annehmen. Das ist nicht immer leicht. Doch wir wachsen an und mit unseren Aufgaben. 

Meditation und Achtsamkeit sind die besten Trainingsmethoden für die Entwicklung eines starken, offenen und freudvollen Geistes. Das geht nicht von heute auf morgen. Sondern nur durch stetige Übung. Als Nebenprodukte entstehen achtsame Präsenz, Freude und offene Heiterkeit.

Geführte Meditationen – ein guter Start

Ein guter Anfang sind geführte Meditationen. Sie helfen dabei, ruhig zu werden, zu entspannen und nach innen zu schauen. Aus der Ruhe kommt die Kraft. Körper und Geist beeinflussen sich gegenseitig. Bodyscan, progressive Muskelentspannung und Phantasiereisen fördern das Loslassen und bringen Körper und Geist in einen Zustand der Ruhe.

Der nächste Schritt: Shamata-Meditation

Als nächstes kommen die Übungen der Shamata-Meditation. Das ist eine sog. Stille Meditation, bei der Konzentration und Achtsamkeit trainiert werden. Shamata-Meditation ist die erste Stufe der Geistesschulung. Mit diesem Training wird der Geist stark wie ein Berg und klar wie stilles Wasser. 

Fokus-Halten ist eine äußerst schwierige Übung, denn die Ablenkungen werden immer größer. Wie Suchtmittel ziehen sie uns in ihren Bann und lassen uns nicht mehr los. Einsgerichtete Aufmerksamkeit auf einem Objekt zu halten, frei von ablenkenden Gedanken und Wahrnehmungen, das ist eine echte Herausforderung. 

Eine kleine Fokus-Übung

Probier’ mal, während der nächsten fünf Minuten deine Konzentration auf ein beliebiges Objekt zu richten. Nimm’ dir vor, keine ablenkenden Gedanken aufkommen zu lassen und dich nur auf dieses eine Objekt zu konzentrieren. Versuche, dieses Objekt klar zu sehen und stabil im Geist zu halten. Dein Beobachtungsobjekt kann ein Bild sein, das vor deinem geistigen Auge entsteht oder du kannst auch deinen Atem betrachten. 

Du wirst merken, dass dein “Befehl” an deine Aufmerksamkeit nicht befolgt werden kann, weil deine Konzentration zu schwach ist. Schon nach kurzer Zeit wirst du von Gedanken und anderen Wahrnehmungen abgelenkt und kannst kaum etwas dagegen tun. 

Wieder gut schlafen

Viele Menschen haben Einschlafprobleme. Sie können ihr Gedankenkarussell nicht stoppen. Das hat auch mit einer schwachen Geisteskraft zu tun. Wenn Konzentration und Achtsamkeit stark sind, dann bist du präsent, in der Gegenwart und nimmst wahr, was ist. Und vor allem: Du kannst deinen Geist lenken, sammeln und Gedanken loslassen. So entspannst du auch deinen Körper. Das sind wichtige Voraussetzungen für einen gesunden und erholsamen Schlaf.

Nun folgt Vipassana

Als nächstes kommen die Übungen der analytischen Meditation, auch Vipassana genannt. Wie der Name schon sagt, geht es hier ums Nachdenken, um die Kontemplation. Für Vipassana brauchst du einen Geist, der nicht flatterhaft und nicht leicht abzulenken ist. Diese stabile Basis schaffst du dir mit der Shamata-Meditation. 

Mit Vipassana entwickelst du echte Herzensqualitäten, wie Mitgefühl, Weisheit und liebevolle Zuneigung. Das Großartige ist, dass es viele wunderbare systematische Anleitungen gibt, wie z.B. Freude, Gleichmut, Weisheit usw. entwickeln werden können. Natürlich sind diese Übungen nicht in einer Woche zu meistern. Wenn du erst einmal auf den Geschmack gekommen bist, werden sie dich wohl ein Leben lang begleiten. 

Mehr zu Vipassana kommt demnächst auf dieser Seite 🙂

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