Der Begriff Achtsamkeit ruft heutzutage unterschiedlichste Reaktionen hervor. Manche Menschen verdrehen die Augen, wenn sie nur das Wort Achtsamkeit hören. Andere wiederum denken, sie seien super achtsam, wenn sie nur verklärt lächeln und langsam und leise sprechen.
Doch was bedeutet Achtsamkeit wirklich? In ihrem ursprünglichen Sinn, wie sie in meditativen Traditionen verstanden wird, ist Achtsamkeit “die Fähigkeit des Geistes, sich an ein vertrautes Objekt zu erinnern.”
Die Funktion der Achtsamkeit ist es, “der Ablenkung und der Vergesslichkeit entgegenzuwirken.”
Achtsamkeit – häufig auch mit Vergegenwärtigung übersetzt – ist ein Werkzeug unseres Geistes, das uns hilft, in die Gegenwart zu kommen. Indem wir Achtsamkeit leben, lernen wir, klar zu sehen, also präsent zu sein, anstatt im Strudel von Gedanken, Sorgen oder äußeren Reizen zu versinken.
In diesem Artikel schauen wir uns an, warum Achtsamkeit leben so kraftvoll ist, welche Nachteile ein Mangel an Achtsamkeit mit sich bringt und wie wir diese Fähigkeit durch gezieltes Training stärken können.
Die Essenz der Achtsamkeit – Klarheit statt Chaos
Ein untrainierter Geist ist wie ein wilder Affe, der von Ast zu Ast springt – ständig auf der Suche nach “spannenden” Ablenkungen. So werden wir zu Sklaven unserer eigenen Emotionen und Zerstreutheiten.
Ohne Achtsamkeit merken wir das alles nicht. Vielfach fühlen wir uns sogar “frei”, immer das zu tun, “wonach uns gerade ist”.
Achtsamkeit leben schafft einen radikalen Gegenpol. Achtsamkeit erzeugt Klarheit und mit ihrer Hilfe werden wir uns der geistigen Fesseln bewusst. Diese Klarheit ist wie ein Licht in einem dunklen Raum.
Im Kern geht es bei Achtsamkeit darum, die Erinnerungsfähigkeit des Geistes zu schulen. In der Shamatha-Meditation, der meditativen Praxis des konzentrierten Verweilens, üben wir, den Geist immer wieder auf ein Objekt zu lenken bzw. zurückzubringen, etwa den Atem.
Jedes Mal, wenn wir bemerken, dass wir abgeschweift (= vergesslich) sind, kehren wir zurück zum Objekt unserer Achtsamkeit. Dadurch stärken und trainieren wir nicht nur unseren Fokus, sondern vor allem auch unseren Geistes-„Muskel“ Achtsamkeit.
Das ist kein mystisches Konzept, sondern eine praktische Fertigkeit, die jeder lernen kann.
Was passiert ohne Achtsamkeit?
Ein Mangel an Achtsamkeit führt dazu, dass wir:
- uns in Gedankenschleifen verfangen, ohne es zu merken;
- emotional reagieren, ohne bewusst zu wählen, wie wir handeln möchten;
- die Welt durch Filter sehen – alte Überzeugungen, Ängste, Vorurteile – statt durch den klaren Blick der Gegenwärtigkeit.
All das kostet Energie, Lebensfreude und innere Freiheit.
Achtsamkeit ist ein Lebensstil
Viele Menschen verstehen Achtsamkeit leben als Entspannungstechnik. Doch das greift viel zu kurz.
Achtsamkeit leben zeigt sich in einer Haltung des wachen, klaren und ehrlichen Daseins. Es ist die Bereitschaft, hinzuschauen – auch wenn es unbequem ist.
Eine Entscheidung, dem Leben bewusst zu begegnen und auch Schwierigkeiten auszuhalten.
Wer regelmäßig Achtsamkeit trainiert, wer Achtsamkeit leben in die Praxis umsetzt, bemerkt nach und nach Veränderungen:
- innere Ruhe und Festigkeit
- klare Gedanken und bewusste Entscheidungen
- tiefere Verbindung zu sich selbst und anderen
- Verantwortung tragen
Nicht, weil alles “schön” ist – sondern weil wir gelernt haben, präsent zu sein, egal, was gerade ist.
Achtsamkeit macht das Leben „echter“
Achtsamkeit leben ist kein Zaubertrick. Sie löst keine Probleme von allein. Aber sie verändert die Art, wie wir Schwierigkeiten begegnen.
Achtsamkeit leben schenkt uns Klarheit, wo vorher Nebel war. Und sie gibt uns die Freiheit, bewusst und verantwortungsvoll zu leben – statt nur zu reagieren.
Achtsamkeit trainierst du mit Hilfe der Shamatha-Meditation. Du kannst mit kleinen Schritten beginnen:
1. Aufrecht sitzen und den Atem beobachten;
2. die Aufmerksamkeit beim Atem halten;
3. wenn der Geist abschweift, immer wieder zum Atem zurückkehren.
Mach das 2 Wochen lang, 10 Minuten täglich.
Du wirst staunen, wie viel sich durch diese kleine Übung in deinem Leben verändert. Sei geduldig, aber nicht nachlässig.
Und erinnere dich immer wieder an das, worum es wirklich geht: Es geht nicht darum, besonders achtsam zu wirken, sondern wirklich präsent und mental stark zu sein.
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